Kulturschock Aachen-Eupen?

Für viele Deutsche ist die deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien ein attraktiver Ort zum Arbeiten und vor allem Wohnen. Die Natur der Eifel, idyllische Heckenlandschaften und pitoresque Ortschaften sind genauso attraktiv wie die zum Teil günstigeren Mietkosten oder Hauspreise. Die offenen Grenzen und die gleiche Sprache, zum Teil sogar derselbe Dialekt, dass alles fördert das Grenzenlose Erleben. Trotz aller Gemeinsamkeiten: Fall von Sozialversicherung, Steuern, aber auch kulturellen Aspekten gibt es dennoch durchaus unterschiedliches zu lernen. Ein möglicher Verlauf könnte bspw. so aussehen:

Tatsächlich ist es schwierig, den neuen Wohnort als bloße Schlafstadt zu begreifen. Das ist innerhalb eines Landes z.T. problematisch, über die Grenze jedoch noch mehr: Ohne den Willen zum Kennenlernen und zu einer gewissen „Integration“ in örtliche Strukturen verhindert man vielleicht einen Kultur- oder Anpassungsschock. Gleichzeitig kann man nicht wirklich „ankommen“. Das Wohnland aus rein preislichen Überlegungen zu wählen und dabei die Rosinen beider Systeme picken zu wollen, kann nach hinten los gehen. Gerade ohne Kontakt zu helfenden Einheimischen und ohne den Willen, sich wirklich mit dem neuen Ort auseinanderzusetzen, können so manche bürokratische Prozeduren schnell frustrieren. Auch wenn es am Anfang schwer fallen mag, so lohnt es sich, die Dinge gleich „richtig“ zu machen und sich dem ersten bürokratischen Mehraufwand zu stellen. Letztendlich spart man so mehr Zeit als mit einem „herumwurschteln“ und der Suche nach dem nächsten Schlupfloch.

Ostbelgien: Gleiche Sprache, anderes Land

Ostbelgien ist zurecht attraktiv für Menschen aus der Region um Aachen. Eher ländlich geprägt und doch mit sehr guter Anbindung an die großen Metropolräume. Sprachlich und kulturell ähnlich, und doch charmant anders. Dennoch: Im Nachbarland zu Wohnen oder zu arbeiten bedeutet eine Reihe von Folgen. Diese Entscheidungen sollte man daher und besonders bei einem Umzug für sich bzw. in der Partnerschaft treffen:

  • Bin ich informiert über die (auch finanziellen) Auswirkungen meines Umzugs in ein anderes Land?
  • Stelle ich mich dem bürokratischen Mehraufwand, der gleich zu Beginn durchaus auf mich zu kommen kann?
  • Bin ich bereit mich auf das kleine Abenteuer Neuland einzulassen?

Beides erfodert zu Beginn mehr Anstrengung, zahlt sich im übertragenen und im wörtlichen Sinne jedoch schnell aus.

Mehr zum Thema Kulturschock für Grenzgänger:innen und speziell zu Kulturunterschieden zwischen Deutschland und Belgien . Basierend auf den Kulturdimensionen nach Erin Meyer werden hier die Nachbarländer verglichen.

Belgiens deutschsprachige Gemeinschaft, mit großer Autonomie besonders in den Bereichen Bildung und Kultur besticht durch eine Mischung aus Deutschen Tugenden und südlicherem Laissez Faire. Ostbelgier sind sich beider Kulturstandards häufig recht bewusst, können Deutsche Einstellungen besser nachvollziehen. Trotz großer Orientierung hin zu deutschen Medien heißt aber nicht zwangsläufig, dass alles Deutsche auch zwangsläufig als Ideal oder nachahmenswert angesehen wird.

Erklärung der Phasen

Das Einleben in Ostbelgien fällt Deutschen generell leicht und die früheren „Ostkantone“ Belgiens sind ein beliebter Wohnstandort für viele aus Aachen, Umgebung und auch Zugereiste. Folgende Aspekte können jedoch helfen, sich noch schneller zurechtzufinden und die Nachbarregion in allen Facetten zu entdecken. Im Folgenden einige exemplarische Phasen des Ankommens: Vielleicht hat man sich für das Nachbarland aufgrund niedrigerer Hauspreise entschieden, dazu kommen die schöne Natur und das Savoir-vivre mit gutem Essen und einer Genießerkultur – eine Art Flitterwochenphase. Manch einer wähnt sich aufgrund aller Gemeinsamkeiten weiterhin in Deutschland und wundert sich: „Bei uns ist das aber anders“. Häufiger wird verkannt, dass man in einem anderen Staat ist und diese Tatsache durchaus Konsequenzen in den Alltag hinein hat. Wie auch bei Umzügen in andere Regionen Deutschlands der Fall wäre, ist man zum Teil unwissender als Einheimische. Und zum Teil ist einem auch noch nicht klar, dass man etwas nicht weiß. Kleine Frotzeleien und Deutsch-Deutschsprachige Unterschiede sind natürlich auch Anlass für interessante Gespräche. Wenn man sich über die Bezeichnung „plattes Wasser“ für Mineralwasser ohne Kohlensäure als grundfalsches Deutsch belustigt, sollte man vielleicht dennoch bedenken, dass diese Bezeichnung für eine größere Anzahl im neuen Wohnumfeld das „normal“ ist. Für manche Deutsche mag das Belgische System komplex oder gar wirr erscheinen. Dieses Gefühl mischt sich mit dem generellen Vorwurf eines allzu chatorischen Staatsaufbaus in Belgien. Nichts funktioniere so richtig und vor allem nicht so „wie bei uns”. Typisch und erschwerend für Grenzgänger:innen kommt hinzu, dass man sich oft mehr mit der Bürokratie auseinandersetzen muss, als Menschen die nur in einem Land leben und arbeiten. Und so hat – bei allen Unzulänglichkeiten jeder Bürokratie – das System vor Ort eine funktionale Logik – diese ist jedoch oft anders als in „bei uns“ in Deutschland. Das gilt nicht zuletzt für das Schulsystem und andere Einrichtungen, die das Leben stark prägen.

Willkommen in Ostbelgien

Trotz aller Grenzgängertypischen Schwierigkeiten: Wie wir am Ende unseres Moduls zum Grenzgänger-Kulturschock betonen: Das Leben zwischen zwei Staaten bietet auch den Vorteil, das Beste aus zwei Welten zu erschließen. Das gelingt aber sehr viel besser, wenn man sich zunächst darauf einlässt, das Neue auch wirklich kennenzulernen – inklusive der notwendigen, bürokratischen Rahmenbedingungen.

Mehr Informationen zum Ankommen und Leben in Ostbelgien gibt es auch in unserem Modul “Neu in Ostbelgien“.

Kulturschock oder Staatsschock?

  • Das Leben in einem anderen Staat bringt Konsequenzen für den Alltag. Auch wenn man nur wenige Kilometer weit umzieht und die Menschen in der gleichen Mundart reden.
  • Viele Ostbelgier kennen unterschiedliche kulturelle Standards, kennen sowohl die Deutschen Medien und Diskurse und Gegebenheiten und fühlen sich zugehörig. Bei einem Umzug nach Ostbelgien sollte man sich andersrum ebenso bemühen, „das neue normal“ im Nachbarland kennen zu lernen.
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    Deutsch und Deutschsprachig

    Die Region Aachen und die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens sind enge und gut befreundete Nachbarn. Man spricht gleich, hat ähnliche Gewohnheiten und Traditionen und lebt nicht zuletzt in einer grenzüberschreitenden Metropolregion. Dennoch gibt es einige Unterschiede. Der Einfluss des Lebens in unterschiedlichen Staaten wirkt sich auf überraschend viele Teile des Alltags aus.

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